„This is Lagos“

Es gibt kein „Welcome to Lagos“-Schild vor der Stadt. Die Reisenden begrüßt ein bedrohliches „This is Lagos!“.

Nach den entspannten Reisewochen durch Westafrika bis einschließlich Benin, kam ich nach Nigeria. Ich muss ehrlich zugeben, ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten wird. Ich bin heil aus dem Land wieder rausgekommen, aber ich müsste echt lange überlegen, ob ich Nigeria nochmals auf dieselbe Art und Weise bereisen würde. Es gab natürlich auch schöne Momente und ich traf tolle Menschen, aber insgesamt machte mir dieses Land wahrhaft Angst und es ist nicht so angenehm, ständig auf der Hut bleiben zu müssen. Aber vom Anfang an…

Die Anreise an sich war schon ziemlich anstrengend. Für eine Distanz von 100km ab der Grenze nach Lagos benötigte ich acht Stunden. Die Straße war in einem elendigen Zustand. Immer wieder Polizeikontrollen, manche gar ziemlich lustig, wenn sich die Beamten mehr für mein Motorrad als für meine Dokumente interessierten. Und dann der Stau des Jahrhunderts – kurz vor den Toren von Lagos. Statt wie geplant um 17:00 Uhr bei meinem Freund auf der Victoria Island anzukommen, war ich dort erst um 21:30 Uhr. Krzysiek machte sich schon Sorgen, denn – wie ich später erfuhr – genau dort, wo ich nichts wissend im Stau stand, wurde er schon ausgeraubt. Eine Gruppe von jungen Männern kamen zu seinem Auto als er im Stau stand, schlugen die Scheiben ein und nahmen sich aus dem Fahrzeug alles, was sie fanden. Später sah ich selbst auf einem Video, wie so eine Aktion verläuft. Jemand filmte einen Überfall von einer Brücke aus. Ziemlich erschreckend so etwas zu sehen. Mir blieb solch eine krasse Erfahrung erspart, obwohl ich an einem Tag in Lagos von einer Gruppe sich komisch verhaltender Männer gestoppt wurde. Diese wedelten mir vor der Nase mit geklauten (oder präparierten) offiziellen Ausweisen und wollten mir den Schlüssel aus der Zündung herausziehen. Hätten sie das geschafft, wäre ich wahrscheinlich ausgeliefert gewesen. Was sie genau wollten, konnte ich mir nur denken: höchstwahrscheinlich Geld. Meinem Keyless-System sei Dank, dass sie keinen Schlüssel in der Zündung fanden. Dieser steckte tief in meiner Jackentasche. Auch gelang es ihnen nicht bei meinem Freund Krzysiek, denn wir fuhren zu zweit an jenem Tag. Nach einer kurzen aber heftigen Diskussion, mit der Drohung, Polizei und die Botschaft zu informieren, liessen sie dann von uns ab. Lustigerweise verstanden sie das „D“ auf meinem Nummernschild als „diplomatic“ und rannten weg. So ein Glück, dass wir auf ein paar Deppen trafen. Aus Erzählungen weiß ich, dass man nicht immer so viel Glück in Lagos hat..

Die Stadt ist mir ihren 20 Millionen eine Riesenmetropole und dementsprechend unüberschaubar. Der Verkehr ist zu jeder Tages- und Nachtzeit unmöglich. Man kommt schlecht durch, insbesondere wenn man ein Ausländer aus Europa ist und sich in dem Chaos nicht zurecht findet. Wiederum gibt es eine ruhige, luxuriöse Oase: das Projekt „Eco Atlantic City“, ein Finanzzentrum und eine Planstadt, die auf einem Stück Land gebaut wird, das dem Ozean abgerungen wurde. Dort soll Wohnraum für ca. 300.000 Menschen entstehen. Von den geplanten mehreren Wolkenkratzern sind erstmal vier entstanden. Dort sollen Appartements Millionenbeträge kosten und mittlerweile seien alle bereits ausverkauft. An diesem Projekt zeigt sich die große Kluft zwischen arm und reich in Nigeria. Es gibt eine kleine Elite, die meistens mit Ölgeschäften reich wurde – der Großteil der Bevölkerung lebt allerdings in Armut. Das Projekt „Eco Atlantic“ wird auch unter umweltrechtlichen Aspekten stark kritisiert. Es starben bereits Menschen aufgrund von Überflutungen in der unmittelbaren Umgebung des Projekts. Es wird kritisiert, dass grundlegende Umweltstandards nicht eingehalten wurden. Ein entsprechendes Klimagutachten wurde erst drei Jahre nach Baubeginn erstellt. Kritiker behaupten, dass durch das Projekt Küstenerosionen an anderen Orten beschleunigt wurden. Die britische Zeitung „The Guardian“ sprach gar von einem Klima-Apartheid: es wird für die Reichen gebaut und die Leidtragenden sind die Armen.

So soll ein afrikanisches „Hong-Kong“ entstehen. Bisher sind auf dem 25qkm großen Areal nur wenige Häuser und das Straßennetz zu sehen. Böse Zungen sagen, das Projekt nie fertig wird. Auf jeden Fall ist das zurzeit ein schöner Ort, um eine Drohne fliegen zu lassen und die Stadt von oben zu filmen, solange man sich nicht erwischen lässt. Das Areal ist abgesperrt, man wird nur reingelassen, wenn man dort wohnt, oder einen Freund dabei hat, der die Security verwirrt.

Ein separates Kapitel verdient das Nachtleben in Lagos. Was ich erlebte, verdanke ich natürlich meinem Freund Krzysiek, der ein sehr bewanderter Nightlife-Nutznießer ist. Was ich am allerersten Abend noch lustig fand, war dann an den darauf folgenden Abenden nur erschreckend. Stell Dir eine große Bar mit schöner Musik und reichlicher Diversität an alkoholischen Getränken jeder Art vor. Ok, nichts besonders oder gar nichts verwerfliches daran. Dann aber, spätestens nach einem Bier und ca. 15 Minuten, merkst Du, dass das Publikum größtenteils aus zwei Gruppen besteht: aus weißen Männern, die im Schnitt ca. Mitte 50er sind, und schwarzen Schönheiten, die keine Zeit vergeuden wollen. Ich möchte weder die eine oder andere Gruppe bewerten. Ich fand es nur erschreckend, wie leicht man an Sex kommt. Diese Mädchen erzählen, dass sie als Models oder Stewardessen arbeiten. Bei ihrem Aussehen, kann man solchen Behauptungen auch leicht glauben. Was ihre Motivation ist, lässt sich erraten: sie suchen nach einem reichen Boyfriend (weiß=reich in Afrika), und wenn das nicht klappt, dann erhoffen sie sich mindestens Geschenke oder Geld nach so einem nächtlichen „Abenteuer“. Solche Bars gibt es weit und breit, die Prostitution scheint in Lagos zu blühen.

Ich verbrachte insgesamt über eine Woche in Lagos und hatte natürlich auch „normale“ Erfahrungen und Begegnungen. Ich lernte die hiesige polnische Community kennen, durfte in einem Jugendzentrum Kindern über meine Reise erzählen, besuchte eine berühmte Ausstellung der afrikanischen modernen Kunst der letzten 50 Jahre, mein Motorrad wurde fachgerecht inspiziert und ich lernte einen neuen Freund kennen: Toyin Adebola, der auf dem Motorrad die entgegengesetzte Richtung befuhr: er schaffte es bis nach Kiruna in Nordschweden! Stellt Euch mal Eure eigene Verwunderung vor, wenn Euch in Nordeuropa ein Afrikaner auf einem Motorrad mit nigerianischen Kennzeichen begegnet!

Nach Lagos ging die Reise in den Osten: nach Kamerun. Bis ich soweit war, durfte ich quer durch das Land fahren. Und diese Fahrt wäre richtig schön gewesen, wenn es nicht ein paar störende Faktoren gegeben hätte: kaputte Straßen, ständige Angst an jeder Kreuzung ausgeraubt zu werden, halsbrecherisches Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer, Nagel im Reifen, eine heftige Erkältung, Tiere auf der Fahrbahn, (angebliche) Entführungsgefahren – und das aller lästigste: korrupte Polizisten und Soldaten, die allesamt nach Geschenken oder Geld fragten. Ich entschuldigte mich jedes Mal, kein Geschenk dabei zu haben, denn ich sei ein Jahr lang unterwegs und meine Lagerkapazitäten für Geschenke seien sehr eingeschränkt. Die Kontrollen fanden nicht selten alle 1000m statt. Ein anderer Reisender, der drei Wochen lang in Nigeria mit dem Auto unterwegs war, hatte 229 Kontrollen gezählt. Es gibt 23 verschiedene Behörden, die Dich auf der Straße stoppen und kontrollieren (sprich: Geld oder Geschenke verlangen) können.

Ich gestatte mir jetzt mal alle aufzuzählen, es ist der reine Wahnsinn. Abgesehen von der „normalen“ Polizei und der Arme, findest du auf den nigerianischen Straßen Beamte der folgenden Behörden (Original in Englisch): Drugs, Customs, Immigration, Strike Force Team, MOPOL, Operation Zenda, Police Anti-Crime Division, VIO (Vehicle Inspection Office), Highway Safety, Highway Response, Nigerian Navy, Police Mobile Force, Federal Operations Unit, Nigeria Security and Civil Defense, Operation Wuta-Wuta, IMGH Security, Special Force Police, Anti-Robbery Team, Anti-Kidnapping Team, Federal Road Safety und zum Schluss (bitte nicht lachen) das Anti-Corruption Team. Angesichts der Sicherheitslage im Land scheint die Erfolgsquote der einen oder anderen Behörde sehr bescheiden zu sein.

Nach drei Tagen Fahrt durch das Land erreichte ich endlich die Grenze nach Kamerun in Ekok. Die nigerianischen Beamten waren sehr freundlich und wollten mich gar ausreisen lassen: unter der Bedingung, dass mich die Kameruner reinlassen. So ging ich zu Fuß über die Grenzbrücke und fragte die netten kamerunischen Grenzbeamten, ob ich rein darf. Die Antwort war: nein. Wegen des Konflikts mit den Separatisten werden keine Touristen reingelassen. Ich fluchte laut in meinen Gedanken und fuhr wieder zurück. Immerhin winkten die bereits bekannten Beamten am Kontrollposten freundlich zu und wollten mich nicht erneut kontrollieren.

Der Engel von Benin

Am 21. Oktober kam ich in Benin zu später Stunde an. Die Vorgabe, niemals bei Nacht Afrika zu befahren, wurde von mir wieder einmal missachtet. Dieses Mal ging es aber gar nicht anders. Die „Freude“, Grenzen in Afrika zu überqueren, durfte ich an diesem Tag gleich zwei Mal erleben. Und das dauerte immer seine Zeit.

In Empfang nahm mich Basia. Sie heißt eigentlich Barbara, wird aber von den Kindern und Freunden in der polnischen liebevollen Variante „Ciocia Basia“ (Tante Basia) genannt.

Basia lebt seit über sechs Jahren in Benin . Bevor sie sich dort fest niedergelassen hat, reiste sie sehr viel durch Afrika. Die Liebe zum Kontinent entdeckte sie schon in jungen Jahren. Sie mündete – wie so oft – in Liebe zu einem Mann. Sie heiratete Kangni aus Grand Popo. Eines Tages im Jahre 2013 entschied sie, dass das Leben in Warschau doof sei und außerdem lebte ihr Ehemann weit weg in Benin. Sie sah ihn nicht so oft, wie sie sich das wünschte. Sie packte also ihre Koffer und zwei Wochen nach ihrer Erleuchtung und der Lebenserkenntnis zog sie nach Grand Popo um.

In Warschau trainierte Barbara Erwachsene, um sie zu besseren Versicherungsverkäufern zu machen. In Benin fing sie dann auch mit einer didaktischen Tätigkeit an und fuhr jeden Tag 90km nach Cotonou, der größten Stadt von Benin, um dort in einer Schule zu unterrichten. Irgendwann war ihr diese Fahrerei zu viel. Dies kann ich sofort aus eigener Erfahrung bestätigen. Vor ein paar Tagen fuhr ich zum kongolesischen Konsulat nach Cotonou. Es war nicht nur sehr weit. Es war vor allem gefährlich: kaputte Straßen, verrückte Moped-Fahrer, dichter Verkehr… außerdem steht die Stadt in der Regenzeit unter Wasser. In der Küstenstadt, umgeben von Wasser, sammeln sich riesige Wasserpfützen auf den Straßen. Die Nebenstraßen sehen noch schlimmer aus: alles steht oder fährt im Wasser.

Doch Barbara erkannte sehr schnell, dass der Bedarf an Lehrern, vor allem aber die Unterstützung der bedürftigen Kinder in ihrem Dorf Grand Popo sehr groß war. Sie sah, dass viele Kinder hungrig zur Schule kamen, dass sie sich keine Schuluniformen leisten konnten. Es fehlte an grundsätzlicher Ausstattung in den Schulen. Nicht selten wurden die Lehrer nicht nur schlecht, sondern oft gar nicht bezahlt. Barbara war klar, dass sie die Kinder nicht sofort und nicht alle gleich retten konnte. Sie zögerte aber nicht und gründete die Stiftung EDU Afryka, damit sie in ihrer Heimat, in Polen, Spenden sammeln und Förderer gewinnen konnte. So hatte sie eine Möglichkeit gefunden, den Kindern in Grand Popo zu helfen.

Bis heute hat sich die Eine-Frau-Stiftung etabliert und feste Förderer gewonnen. Barbara kümmert sich dank der Spender aus Polen direkt um ca. 60 Kinder aus ärmsten Verhältnissen. Sie organisiert Kantinen in den lokalen Schulen, damit die Kinder während des Unterrichts essen können. In den Kantinen kochen oft die Mütter der ärmsten Kinder, die dadurch regelmäßig Geld verdienen können. EDU Afryka organisiert auch Schuluniformen für die Kinder sowie Sportbekleidung für die Ärmsten. Barbara opfert den Kindern viel Zeit. Sie bringt ihnen Kreativität bei: sie organisiert Kunstunterricht, in welchem sie sich malerisch austoben können. Bei ihr zählt: je schräger die Bilder, umso besser. Denn der „normale“ Unterricht scheint nach gewissen Mustern zu verlaufen, die die Kreativität und Eigeninitiative der Schüler nicht unbedingt fördert.

Als ich nach Grand Popo kam, engagierte mich Barbara sofort für ihre Kinder. Ich durfte als Thema, Objekt, Instruktor, Geschichtserzähler und Vorbild als Traveller fungieren. Sie sagt, dass solche Chancen, den Kindern etwas außergewöhnliches zu präsentieren, viel wert sei! Das macht sie mit vielen Besuchern, die den weiten Weg nach Grand Popo finden und etwas zu erzählen haben. Für mich war das eine der wertvollsten und großartigsten Erfahrungen, die ich je machen durfte. Ich machte es sehr, sehr gern.

Die Kinder von Grand Popo haben oft unglaubliche und sehr traurige Geschichten zu erzählen. Zu den Kindern, um die sich Basia kümmert, gehört Lèonce. Er kam in das Dorf als er ca. acht Jahre alt war – keiner weiß jedoch genau, wie alt er ist. Sein Vater brachte ihn zur Oma, weil er nicht in der Lage war, sich um den Jungen zu kümmern. Seitdem gibt es keinen Kontakt mehr zu ihm. Der Junge zog in die bescheidene Fischerhütte der Oma am Strand ein. Später ergab sich Lèonce als ein begabtes Kind. Als er vor ein paar Monaten kam, sprach er die lokale Sprache nicht. Jetzt spricht er sie fließend. In der Schule macht er sich auch sehr gut. So kann sich vieles zum Guten wenden: er hatte einen schwierigen Start. Als kleines Kind litt er unter Unterernährung: angeschwollenes Gesicht, Bauch und Beine. Das sieht man ihm jetzt auf den ersten Blick nicht mehr an, aber wer diese Krankheit gut kennt, erkennt ihre Spuren sofort.

Edu Afryka kümmert sich auch um die Geschwister Felix, Gbédassi und Fidéle. Als sie unter die Obhut der Stiftung kamen, waren sie 14, 9 und 6 Jahre alt. Der Vater ist gestorben, die Mutter bekam einen Job als Haushalthilfe im Norden Benins und ist gegangen. Um die Kinder kümmert sich seitdem ihre Oma.

Es gibt weitere Beispiele:

Eric und seine Mutter Adjika wurden aus dem Haus der Familie des Vaters rausgeworfen, als dieser starb. Solche Tragödien gibt es sehr viele. Auch als der Vater von Rene und Lazare starb, verlor die Familie die Existenzgrundlage, da der Vater einen festen Job hatte. Danach übernahm die Mutter die Verantwortung und zögerte nicht, die schwersten Arbeiten anzunehmen, z.B. als Trägerin von Sand. Auf einer Baustelle schleppte sie stundenlang Sandsäcke auf ihrem Kopf. Im Falle der achtjährigen Marielle übernahm zuerst der Vater die Verantwortung als sich die Eltern trennten. Seit drei Jahren kümmert sich jedoch die Schwester des Vaters um Marielle. Der Vater fühlte sich überfordert und verschwand. Oft meint es das Schicksal besonders böse mit den Menschen hier, wenn noch eine Krankheit das Leben erschwert. Guezo, die Mutter von der 6-jährigen Bellevida arbeitete in so schwierigen Konditionen, dass sie schwer erkrankte. Besonders bitter, weil sie alleinerziehende Mutter ist. Durch die Arbeit als Hilfskraft auf dem Acker, bei der sie ständig der prallen Sonne ausgesetzt war, erkrankten ihre Augen. Ein Auge kann sie nicht mehr öffnen, ihre Hände und Füße sehen schrecklich aus.

Solche Schicksale lassen Basia nicht gleichgültig. Dank ihrer Arbeit und der Unterstützung ihrer Förderer müssen diese Kinder nicht hungern, haben Schuluniformen, Sportbekleidung und Schulunterricht.

Ich durfte sie alle kennen lernen. Sie alle lachen, spielen und besuchen fleißig die Schule. Sie haben jetzt eine reale Chance auf Bildung und ein besseres Leben. Kein Wunder, dass sie Basia vergöttern und mit Begeisterung am Kunstunterricht teilnehmen. Selbst an einem Wochenende.

Die Stunde des Ruhms im Collège d‘Excellence

Gestern hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Chance, in einer Schule aufzutreten. Ich wurde gebeten, den 60 Schülern des Collège d’Excellence über meine Reise zu erzählen. Es handelt sich hier um die beste Schule in Grand Popo, einem malerischen Dorf direkt an der Küste der Bucht von Benin.

Die Schule präsentierte sich in der Tat imposant im Vergleich zu den anderen Schulen im Dorf. Sie wurde vor wenigen Jahren erbaut, mit Unterstützung von chinesischen Fördermitteln. Das war ja auch nicht zu übersehen: eine große gezeichnete chinesische Fahne gleich am ersten Schulgebäude, gut sichtbar von der Straße. Insgesamt waren auf dem Schulgelände vier gleiche Häuser, platziert in Form eines Quadrats. Die Flagge von Benin flatterte auf einem Mast direkt in der Mitte des Schulhofes. Im ersten Haus gibt es Räume für die Lehrer, im zweiten befinden sich Klassenzimmer, im dritten die Kantine und im vierten… ja, das ist die spannende Geschichte: dort stehen 30 Computer, die der chinesische Staat dieser Schule öffentlichkeitswirksam schenkte. Es gab eine Feier, Politiker und Vertreter der Sponsoren kamen. Die Kinder klatschten begeistert in die Hände, die Eltern waren stolz darauf, ihre Kinder ausgerechnet dieser Schule anvertrauen zu dürfen.

Es gibt nur ein winziges Problem mit den Computern. Die Schule ist nicht an das örtliche Stromnetz angebunden. Ja, richtig verstanden: die Schule hat kein Strom und die Computer liegen seit zwei Jahren originalverpackt in den Kartons und gammeln vor sich hin. Irgendwann ist das Betriebssystem der Rechner sicherlich nicht mehr aktuell. Der Schulleiter schwört zwar, dass es seine erste Priorität ist, die Schule mit Strom zu versorgen. Aber ich hörte, dass er das schon seit zwei Jahren tue. Ergebnislos. Das Collège d‘Excellence strahlt mit Unterrichtsqualität – leider nicht im IT-Bereich.

Nun aber zurück zu meiner „Hour of Glory“. Ich sollte zur Schule auf dem Motorrad kommen: als der „Große Traveller“, der den Kindern über seine Abenteuer aus der ersten Hand erzählt. So nahm ich mein Moped, die ganze Reisebekleidung und fuhr zur Schule.

Ich parkte noch vor dem Schulgelände, weil der Unterricht noch nicht vorbei war und ich hatte vor, meinen Auftritt entsprechend beeindruckend zu gestalten. Ich stellte mir vor: die Kinder warten im Hof, ich fahre in die Mitte des Hofes rein, gebe kurz Gas, klappe den Seitenständer auf, steige langsam und zielsicher ab, ziehe den Endurohelm aus – die Kinder klatschen begeistert.

Doch es kam ganz anders. Der Schulleiter hatte einen anderen Plan. Er wollte den Ruhm selbst ernten. So kam er zu mir, ohne nach Erlaubnis zu fragen sprang er auf mein Motorrad und unternahm Anstalten, es zu starten. Ich zögerte kurz. Um ehrlich zu sein: der „Ruhm“ war mir vollkommen egal. Ich hatte Angst um mein Motorrad. Das Ding wiegt ordentlich und der Schulleiter sah nicht so aus, als ob er seine Freizeit im Fitnessstudio verbringen würde. Er schien vor allem nicht ausreichend lange Beine für mein Moped zu besitzen. Am Ende wollte ich ihm jedoch den Spaß nicht verwehren und gestattete dem Herrn Direktor zu fahren.

Die Situation entwickelte sich leider so wie befürchtet. Er fuhr los, kam noch mit Mühe in den Hof. Die Kinder fingen an zu klatschen und vor Begeisterung jubelnd in die Luft zu springen. Herr Direktor fuhr dann auf eine Bordsteinkante rauf und kippte mit voller Wucht um. Der zu erwartende Moment des Ruhms ging in die Hose. Die Kinder hörten auf zu klatschen. Ich sprang noch zur Hilfe – leider zu spät. Das Moped lag auf dem Boden und Herr Direktor schaute mit verzweifeltem Gesicht zu. Wir hoben die Maschine auf und baten die Kinder kommentarlos in das Klassenzimmer.

Jetzt war ich aber dran, den Kindern von meiner Reise zu erzählen. Der Englischlehrer übersetzte ins Französische. Normalerweise hätte der Herr Direktor gedolmetscht, er schien aber keine Lust mehr zu haben.

Ich erzählte über die langen Vorbereitungen, über die unzähligen Bücher, die ich las und unzählige Filme, die ich über Afrika sah. Ich berichtete über die Länder, die ich bereits besuchte und über die Pläne der Weiterreise. Ich wollte den Kindern vermitteln, dass Träume immer in Erfüllung gehen, wenn man an sich selbst glaubt und hart daran arbeitet, diese in Erfüllung gehen zu lassen. Ich präsentierte auch meine Schutzbekleidung und erzählte, wie wichtig die Sicherheit unterwegs ist. Ich wollte den Kindern ein gutes Beispiel sein. Ob meine Geschichte was in den Köpfen bewirkte, weiß ich natürlich nicht. Ich hoffe aber sehr, dass das eine oder andere Kind anfängt zu denken, dass sich verrückte Ideen und Träume verwirklichen lassen.

Nach meiner Erzählung war Barbara dran, die den Kunstunterricht leitet. Sie nutzte mich und meine Geschichte als Thema und Vorwand, um die Kinder über eigene Träume und Wünsche zu inspirieren und dies wiederum auf Papier zu bringen.

Meinen Schulauftritt verdanke ich natürlich der Initiative von Barbara, die jede Gelegenheit nutzt, die Kinder zu begeistern und ihnen ungewöhnliches zu präsentieren. Sie ist die gute Seele von Grand Popo. Sie unterrichtet Kunst, ein Fach, in dem die Kinder sich beim Malen austoben können. Sie sagt, dass der „normale“ Unterricht die Kreativität der Kinder einschränke, beim Malen dürfen sie alles tun. »Je schräger die Bilder, die sie malen, umso besser« – sagt sie immer. Ich durfte den Kindern beim Malen zuschauen und fotografieren.

Über Barbara möchte ich einen separaten Artikel schreiben, sie hat das mehr als verdient! Ich verrate nur noch, dass die Kinder von Grand Popo sie unendlich lieben. Und sie hat den hiesigen Kindern ihr Leben gewidmet.

Der Weg durch Mali

Die Zollbeamten bevorzugen zuerst das Gebet, dann die Arbeit.

Durch die verzögerte Ankunft des „Mannes mit dem Stempel“ auf der mauretanischen Seite der Grenze kam ich schon relativ spät am letzten offiziellen Kontrollposten in Mali an. Ich dachte trotzdem, dass die Formalitäten nicht all zu lange dauern würden. Ich benötigte ein Zolldokument, dessen Ausstellung normalerweise ein paar Minuten dauert. Doch mein Aufenthalt am Zollkontrollposten sollte erst am nächsten Morgen enden.

Gut gelaunt und bestens genährt (Dank der mauretanischen Grenzpolizisten) kam ich ziemlich schnell durch Mali-Immigration und ich fuhr dann weiter, um die letzte Kontrolle zu absolvieren. Ich kam am Zollgebäude an und sah gleich, wie ein Kerl aus einem Toyota Corolla mit spanischem Kennzeichen ausstieg.

»Oh, wie schön!« – dachte ich. »Endlich kann ich ein paar Nettigkeiten mit jemandem austauschen« – ich nahm an, der Typ kam mit dem Auto aus Spanien. So sprach ich ihn fröhlich an:

»¡Hola Señor! ¿Que tal? ¿Hablas Español?«

»Hier ist Mali. Man spricht Französisch hier!« – war seine Antwort auf Französisch, die ich doch mühelos verstehen konnte.

»Alles klar Du Arschloch« – dachte ich nur, sagte es aber nicht laut, weil ich sah, dass er in das Zollamtbüro reinspazierte, und zwar mit einer Körperhaltung, als ob ihm das Büro gehören würde.

»Na super!« – »Wenn ich Pech habe, ist er dann auch derjenige, der mich gleich bedienen wird« – ich sah schon, wie ich mich klein machte und verlegen lächelte – während der Typ mich von oben herab betrachtete und sich seine Rache überlegte, weil ich seine fremdsprachlichen Kompetenzen bloß gestellt hatte.

Und in der Tat, ausgerechnet dieser Typ schien der zuständige Beamte zu sein.

»Könnten Sie mein Carnet de Passage stempeln?« – fragte ich höflich in einem sehr langsamen Englisch, wobei ich noch simultan eine eindeutige Handbewegung machte, die das Stempeln imitieren sollte.

»Heute wird nichts mehr gemacht« – antwortete er in einem gerade noch verständlichen Englisch. »Kommen Sie am Montag wieder« – warf er noch dazu.

Er sah wie ich große Augen machte und lächelte schelmisch. »Am Montag?« – schaute ich verlegen. »Es ist Freitag. Ich will doch weiter fahren!« – ich hatte das Gefühl, der Typ will mich verarschen. »Warum war er eigentlich noch da, wenn er nicht mehr arbeiten müsste?« – fragte ich mich.

Doch dann kam ein anderer herein:

»Was kann ich für Sie tun?« – ich war entzückt! Er war nett und sprach Englisch!

Ich erklärte ihm kurz, dass ich jetzt nach Mali kam und mein Zolldokument, das Carnet, gestempelt haben möchte.

»Kein Problem, machen wir« – sagte er. »Wir werden aber zuerst unser Abendgebet sprechen, dann kümmern wir uns um die Angelegenheit.«

»Aber selbstverständlich« – antwortete ich, und war glücklich, dass ich mein Lager nun doch nicht für ein paar Tage an der Grenze aufschlagen musste.

Nun musste ich erstmal warten. Die Nacht brach in der Zwischenzeit herein. Nach einer Ewigkeit und nach dem die Gebete gesprochen wurden, kam der nette Beamte auf mich zu und sagte, dass er jetzt Zeit für mich hätte. Doch es sollte nicht so einfach mit dem Carnet funktionieren, wie ich dachte. Es ergab sich, dass das Carnet in Mali nicht galt und ich ein lokales Zolldokument erwerben müsste. Es kostete 15.000 CFA. Danke ADAC!

Ich hatte natürlich keine CFA dabei. Die Beamten hatten dennoch kein Problem damit, den Betrag in Euro entgegen zu nehmen. Nach ca. 30 Minuten war dann alles erledigt. Ich stand aber vor der Option in der Nacht weiter zu fahren. Eine ziemlich riskante Angelegenheit in Afrika. Ich entschied mich dann doch lieber zu bleiben und fragte den netten Beamten, ob ich zelten dürfte. Es war auch kein Problem: ich schlug mein Camping mitten auf dem Zollgelände zwischen irgendwelchen unverzollten oder beschlagnahmten Fahrzeugen auf.

Am nächsten Morgen waren die Zöllner wie ausgetauscht! Sie luden mich zum Frühstück ein, gaben mir noch Brot fürs unterwegs und wünschten gute Fahrt!

Die gute Fahrt endete ca. eine Stunde später in der Stadt Nioro als ich – völlig konzentriert auf der Suche nach einer Bank – ein Verkehrszeichen übersah und in eine Einbahnstraße gegen den Verkehr fuhr. Sofort sprang ein Polizist zu mir und stellte sich quer in meinen Weg.

Zuerst habe ich gar nicht realisiert, was er von mir wollte. Ich dachte, dass er vielleicht mal etwas plaudern will. Es wäre ja nichts ungewöhnliches und es ist schon früher passiert. Er ließ mich das Moped direkt am Straßenrand parken und lud zu sich in den Schatten auf ein Campingstuhl ein. Das kam mir schon etwas schräg vor, aber hey – der Polizist war vielleicht so sehr an meiner Reise interessiert, dass er sich darüber in Ruhe unterhalten wollte. So saßen wir eine Weile im Schatten eines großen Baumes und versuchten zu kommunizieren. Die Kommunikation verlief jedoch zäh. So nahm er mich plötzlich an die Hand und machte Anstalten, als ob er mir was zeigen möchte. Ich folgte ihm ein paar Meter und wir standen plötzlich vor einem riesengroßen Einfahrtverbotszeichen, mit einem Durchmesser von über einem Meter! Plötzlich war mir der Grund klar, warum der Polizist mich anhielt und mich bei sich behielt. Er wollte Geld!

Wir setzten uns dann wieder hin und die Verhandlungen begannen. In seiner Großzügigkeit erklärte er mir, dass er auf die volle Strafhöhe von 10.000 CFA (ca. 15 EUR) verzichtete. Wenn ich ihm dann 5.000 gebe, darf ich wieder gehen. So saßen wir weitere 45 Minuten herum und haben verhandelt. Er hielt meine Fahrzeugpapiere in der Hand und ich versuchte ihm zu erläutern, dass ich auf einer wichtigen Mission bin, durch den ganzen Kontinent fahre und später darüber ein Buch schreiben werde. Und er wolle darin bestimmt positiv erwähnt werden. Ich weiß nicht, ob ich ihn damit beeindrucken konnte, aber irgendwann merkte er, dass ich nicht in Eile bin und wir wahrscheinlich so noch lange sitzen würden. Entnervt gab er mir schließlich meine Dokumente zurück und ich fuhr davon.

Diese Zeit in Nioro, die ich wegen des korrupten Polizisten verlor, jedoch verursacht durch meine eigene Unaufmerksamkeit, bedeutete meine viel zu späte Ankunft in Bamako. Unter normalen Straßenzuständen hätte ich die 500km innerhalb von 8 Stunden schaffen können. Aber die letzten 150km bis zur Hauptstadt waren ein Albtraum: Löcher so breit wie die ganze Straße, tief bis zu einem halben Meter, häufiger als Löcher im Schweizer Käse. Außerdem ein LKW hinter dem anderen, Busfahrer, die sich unbedingt mit dem Motorrad ein Rennen liefern wollten, Straßenhändler an jeder schwierigen Stelle, die die Fahrzeuge verlangsamten oder zum Stehen brachten, die den Verkehr noch mehr beeinträchtigten. Gar Gruppen von Menschen an den schwierigen Stellen, die nur als Publikum da standen und warteten, bis ein Fahrzeug spektakulär durch die Löcher fuhr oder liegen blieb. Alle 2-3km kaputte Laster, die in die Löcher reinfuhren und sie nie wieder verliessen. Staub- und schwarze Abgaswolken, die die Sicht massiv einschränkten. Und in dem ganzen und endlosen Chaos: ich auf dem Moped.

Ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich diese Strecke bis nach Bamako schaffte. Die Autos fuhren in so einem Verkehrschaos, dass sie zum Teil die Straßenseiten wechselten, was auf einmal zu Linksverkehr führte.. Jeder fuhr die Spur, die er an jener Stelle für die bessere Wahl hielt. So überholte ich nicht selten von rechts, fuhr in einer Staubwolke und wusste nicht, ob nicht gleich eine Kurve auftauchte. Irgendwann wurde es dunkel und die letzten drei Stunden waren jenseits jeder vernünftigen Vorstellung an das Reisen. Selten gab es die Option schneller als 20-30kmh zu fahren.

So kam an meinem Hotel in Bamako erst um 21:30 Uhr statt 17:00 Uhr an. Was für eine Erleichterung, dass ich überhaupt ankam. Das Tor wurde geöffnet, ich fuhr rein und war gerettet! Ich ging an die Rezeption und bestellte den Zimmerschlüssel. Plötzlich schaute ich in den Spiegel und erkannte mich nicht mehr! Da schaute irgendein Wilder mit schwarzem Gesicht zurück. Nur das Weiße in den Augen leuchtete hell. Ich sah aus, als ob ich nach einer Woche Schwerstarbeit aus einer Grube gekrochen wäre. Kein Wunder, dass mich die Leute verwundert anschauten, als ich durch das ganze Restaurant marschierte. So wie mein Gesicht aussah, sahen meine Klamotten und das Motorrad ebenfalls aus: als ob der Biker gerade aus einem Kriegsgebiet geflohen wäre.

Mit meinem etwas außergewöhnlichen Auftreten musste ich auch ein paar Leute im Restaurant beeindruckt oder zumindest die Frage aufgeworfen haben, was ich den bitte für ein Chaot sei. Ich wurde an einen Tisch geladen, an dem sehr nette junge Kanadier saßen und auf meine Geschichte gespannt waren. Das Bier schmeckte hervorragend!

Mit Greg und Matt verbrachte ich dann noch weitere drei Tage. Sie arbeiten in Bamako für eine schwedische Fluggesellschaft: als Flugzeugmechaniker bzw. als Pilot. Sie haben ein großes Haus in Bamako, mit Garten, Pool, Autos, Fahrer, Gärtner, Bierkühlschrank und vielem mehr! Wir hatten eine tolle Zeit zusammen, die alle Strapazen der Fahrt nach Bamako vergessen ließen.

Die Weiterfahrt nach Sikasso und dann nach Côte d’Ivoire verlief dann nicht mehr so spektakulär. In Sikasso traf ich noch Freunde aus den Niederlanden, die mit einem super ausgestatteten Geländewagen 1,5 Jahre in Westafrika verbrachten und gerade auf dem Weg Richtung Europa waren. Tomek und Susanne sind zu richtigen Experten während ihres Aufenthalts hier geworden. Ich schaute neidisch zu, wie sie selbstsicher und kenntnisreich auf einem lokalen Markt einkauften, um später ein köstliches Abendessen zu kochen: Kartoffeln mit einer Pilzsoße und köstlichem Salat. Noch heute läuft mir das Wasser im Mund zusammen, wenn ich mich dran erinnere.

Obwohl wir unser Camp direkt am Fluß und weit weg von Menschen errichtet hatten – dachten wir zumindest – , bekamen wir auch gleich Besuch, oder man müsste zutreffender sagen: Publikum. Der erste nette Mann, der Vuba hieß, erklärte, wie toll die Frauen in Mali seien und dass er auch ein paar Schwesterchen hätte, die in heiratsfähigem Alter wären. Auf unsere Bemerkung, dass die hier anwesenden Männer bereits vergeben wären, erwiderte er, dass dies kein Problem sei. In Mali dürfe man bis zu vier Ehefrauen haben. Na vielen Dank! Man stelle sich vor, die gehen alle ein Mal pro Woche shoppen! Da bist du ja gleich pleite…

Später schloss sich uns eine junge Dame an, die einfach nur da stand und zuschaute, wie wir aßen sowie zuhörte, wie wir uns auf Englisch unterhielten, obwohl sie selbst kein Wort verstand. Sie war da – ich übertreibe nicht – fast zwei Stunden lang! Wir hatten leider keine Portion extra für sie, nicht mal einen Stuhl zum anbieten. Ich fühlte mich etwas blöd deswegen, aber Susanne meinte, dass wäre schon ok so. Man müsse sich dran gewöhnen. Nach diesen zwei Stunden, als wir aufgegessen hatten, fragte diese junge Frau nur noch, ob sie für uns abwaschen könnte. Mir ist die Kinnlade runtergefallen. Es wurde mir klar, dass sie gerne was verdienen möchte und als es doch nicht klappte, ging sie einfach wieder dahin, wo sie herkam: in die Dunkelheit, keine Ahnung wohin genau.

Am nächsten Morgen hatten wir ein exzellentes Abschiedsfrühstück mit Rührei und Bacon, tauschten unsere SIM-Karten aus und fuhren jeder in seine Richtung: meine Freunde nach Bamako, ich nach Côte d‘Ivoire.