Motorrad

BMW R1250 GS Adventure

Das ist mein aller erstes Motorrad. Ich konnte es an einem Wochenende Probe fahren und es hat irgendwie einfach alles gepasst. Ende Februar 2019 gehörte das Bike mir.
Nun zu den Deitails:

Model

R 1250 GS Adventure, K51 v. 2019 (style exclusive)

Pakete

Comfort, Dynamik, Touren-Paket (Dynamic ESA, Temporegelung, LED-Zusatzscheinwerfer, Kofferhalter, Keyless-Ride etc.)

Gewicht: 268kg (laut Hersteller), mit Extraausstattung und Gepäck: ca. 350kg (das zeigte die Lastwaage am Flughafen Nairobi (allerdings ohne der 80L Touratech-Tasche, die ca. 10-15kg zusätzlich auf die Waage bringen sollte).

Verbrauch

Laut Hersteller: 4,75 L
Erfahrungswerte: ich konnte 4 L erreichen (bei ca. 80-90kmh, öfters ging es nicht schneller)

Reichweite

Der 30L große Tank macht es möglich, Reichweiten bis 700km zu erreichen. Ich hatte einen kleinen 3L-Reservekanister dabei und habe es in Mauretanien vollgetankt: die Entfernung zwischen Nouakchott und Kiffa betrug ca. 600km (es gab keine Tankstelle dazwischen). Am Ende waren diese extra 3L nicht nötig. Das Benzin aus Mauretanien habe ich bis nach Benin mitgeschleppt und erst dort den Tank damit aufgefüllt.

Probleme unterwegs

Keine nennenswerten Probleme während der ganzen Reise. Ich weiß nicht, ob ich so viel Glück hatte oder ob die Maschine so exzellent arbeitet (auf das letztere habe ich natürlich vor Abreise gehofft). Da ich aber in Malawi einen Biker aus den USA traf, der genau das gleiche Model durch Afrika fuhr und ebenso keine Probleme hatte, nehme ich an: das Motorrad ist einfach nur der Hammer! Man hat das Gefühl, einen absolut zuverlässigen Reisegefährten dabei zu haben.

Trotzdem gab es ein paar störende Kleinigkeiten, die ich dem Leser nicht verheimlichen möchte:

  1. Die ewige und ständige Fehlermeldung „Der Notruf ist ausgefallen“. Die hielt dann meistens nur bis zum nächsten Motorstart, kam aber dafür fast jeden Tag auf.
  2. Original-Sitz: bei höheren Temperaturen schmilz der Sitz einfach dahin, d.h. unter Sonneneinwirkung entstehen kleine Löcher im Fahrersitz, und zwar in regelmäßigen Abständen (eindeutig ein Materialfehler). Ich habe das an BMW weitergemeldet, schauen wir mal, ob der Sitz als Garantieleistung ausgetauscht werden kann. Es scheint ein bekanntes Problem zu sein.
  3. Das Fahrwerk (im Enduro-Mode) meldete nach längerer Fahrt im Offroad-Gelände Fehler. Ich vermutete, dass dies ggf. mit der Überhitzung des Fahrwerks zu tun hatte. Nach einem Software-Update in Kapstadt kam die Fehlermeldung nicht mehr.

Außerdem hatte ich in Angola stets mit einem neuen Problem zu kämpfen: Der Motor ist mir während der Fahrt immer wieder ausgegangen. Später erfuhr ich, dass dies mit der Qualität des Benzins zusammenhing: in Angola scheint es kein bleifreies Benzin zu geben. Nach der Überquerung nach Namibia verschwand dieses Problem.

Extras / Ausstattung

Wunderlich
Tankrucksack Elephant

Nach einer langen Suche habe ich mich für den Elephant (Black Edition) entschieden. Dazu besorgte ich noch die Innentasche für die Fotoausrüstung und die (obligatorische) Regenhaube. Ich habe für meine Kamera (und drei Objektive) eine sichere Aufbewahrung unterwegs gesucht. Es sollte eine Eier legende Wollmilchsau werden: guter Schutz für die Ausrüstung, funktional, sicher vor Regen, sicher vor unbefugtem Zugriff, sicher am Tank befestigt, bequem zu tragen, wenn man zu Fuss unterwegs ist und nicht störend beim Fahren. Wunderlich ist mit diesem Produkt diese Kunst fast gelungen. Nach einem Jahr Nutzung bin ich mit der Tasche zufrieden. Sie hat zwar nicht ganz unbeschadet die Afrika-Reise überstanden, aber im großen und ganzen den Zweck erfüllt. Von fünf möglichen erhält die Tasche von mir vier Sterne.

Guglatech
Benzinfilter

Der Benzinfilter für den Tank ist ein sehr sinnvolles Zubehör. Während der gesamten Afrika-Reise hatte ich keine Probleme mit dem Benzin (abgesehen von dem Bleibenzin in Angola). Nach Ausbau habe ich aus dem Filter schon einiges an Dreck rausgeholt, was ggf. die Kraftstoffpumpe hätte beschädigen können.

Touratech-Zubehör

Hier habe ich das meiste Geld liegen lassen. Ein Besuch im Store in Niedereschach kann im Nachhinein im Geldbeutel tiefe Löcher hinterlassen. Vieles war jedoch extrem sinnvoll, einiges jedoch nur „nice to have“. Ich habe eine Tabelle erstellt, um über den Sinn und die Nutzung der Touratech-Teile zu urteilen. Es handelt sich hier natürlich nur um meine persönliche Einschätzung anhand der Erfahrungswerte nach Abschluss der Afrika-Reise:

NotwendigNice to have
Klappbare Kupplung- und BremshebelVerlegung Kardan-Entlüftung
Klappbarer GangschalterSchutz Bremsflüssigkeitsbehälter hinten
Erhöhung für den LenkerTrageriemen für die Alukoffer
SeitenständerauflagenverbreiterungWerkzeugbox (samt Innentasche)
Verstärkungsstrebe EdelstahlMotorschutz Rallye
Kühler-SchutzAuswaschbarer Luftfilter
Scheinwerfer-SchutzgitterPacktasche Adventure Rack-Pack, Größe XL,
89 Liter
Einbausteckdose 12VRokstraps Strap It™ Motorbike Adjustable 

Helm
GS Carbon Helm von BMW

Meine Einschätzung:
Ich bin nicht unzufrieden. Der Helm hat seinen Job getan. Blöderweise hatte ich kein Ersatzvisier dabei und es ist mir gleich in Marokko kaputt gegangen: vom Spiegel runtergeflogen. Das Resultat: Halterung des Visiers brach ab. Zum Glück hatte ich ein Paar Crossbrille mit austauschbarem Frontglas dabei. So bin ich dann bis Kapstadt gefahren (und habe beim BMW-Händler das neue Visier für den Helm erworben). Ob der GS-Helm bequem ist, muss jeder für sich selbst wissen. Je nach Kopfform: dem einen passt er, einem anderen nicht. Für mich fühlte er sich gut an. Aber nach einem halben Jahr täglicher Nutzung müsste er normalerweise ausgetauscht werden: er „tanzt“ auf dem Kopf und die Visierhalterung hält nicht mehr. Es lässt sich nicht mehr mit offenem Visier fahren: er klappt runter bei Geschwindigkeiten über 30-40kmh.

Fazit: Der Helm ist ok, aber für eine neue „Weltreise“ würde ich andere Hersteller ausprobieren wollen.

Reifen
Heidenau K60 Scout (50/50 Gelände/Straße)

Ich habe mich für die Reifen wegen ihrer (legendären) Haltbarkeit entschlossen. Den ersten Satz habe ich in Malaga (Spanien) erworben und habe damit bis Kapstadt geschafft (18.000 km), obwohl laut die Haltbarkeit laut Hersteller ca. bis 12.000 km beträgt. Selbst nach 18.000 km waren die Verschleisserscheinungen nicht dramatisch. Nur die Risse im Hinterreifen waren deutlich zu sehen (verursacht wahrscheinlich durch das Fahren auf groben Steinen, Schotter und unzähligen Schlaglöchern). Als ich einen neuen Satz in Kapstadt bekommen habe, fragte mich der Händler noch, ob ich den Vorderradreifen behalten möchte (was ich natürlich nicht gemacht habe). Während der ganzen Strecke durch Westafrika habe ich die Reifen sehr geschont: penibel auf den Reifendruck geachtet und bin bis Namibia (fast) nie schneller als 100 kmh gefahren.

Performance: Hier werden die Defizite relativ klar und deutlich. Auch wenn ich keinen wirklichen Vergleich ziehen konnte, hatte ich bei „Offroad“ das Gefühl, dass die Reifen nicht das Optimale leisten. Zu kämpfen hatte ich insbesondere in naßen Konditionen in Kamerun: im Schlamm des Regenwalds tanzt das Vorderrad gewaltig, man kommt nicht voran und kämpft um um jeden Centimeter. Auf Kies/Schotter in Namibia fühlte ich mich auch ziemlich unsicher. Die Verringerung des Reifendrucks brachte aber etwas mehr Fahrsicherheitsgefühl.
Ich habe leider keine anderen Reifen auf diese Art und Weise testen können. So ist meine Bewertung der Performance rein subjektiv. Bei Bewertungen im Internet, die ich erst nach Abschluss der Reise gecheckt habe, schneiden die Scouts in Offroad-Tests aber durch die Bank schlecht ab.

Fazit: Vor der nächsten “Weltreise“ würde ich gern einen Testsieger-Reifensatz ausprobieren wollen. Sollte aber die Performance nicht großartige Unterschiede zu den Heidenaus liefern, würde ich beim Altbewährten bleiben. Die Haltbarkeit ist unschlagbar. Übrigens: mit dem zweiten Heidenau-Satz (Kaptstadt-Nairobi, später noch Schwarzwald) habe ich 19.000 km geschafft und die Reifen dann nicht mehr geschont.

Bekleidung
Rallye Anzug von BMW

Die Kombi (Jacke + Hose) habe ich im gebrauchten Zustand erhalten (und musste nach der Reise wieder zurückgeben). Nach einem Jahr Nutzung fällt mein Urteil ziemlich durchwachsen aus. Da ich keinen Vergleich ziehen kann, ist meine Bewertung natürlich rein nach Gefühl: relativ bequem zu tragen, Durchlüftung in höheren Temperaturen ok, Regenfestigkeit: keine, selbst die als „waterproof“ ausgewiesenen Seitentaschen halten nicht wirklich, was sie versprechen. Dafür trocknet die Kombi ziemlich schell. Ich sollte noch anmerken, dass ich nicht das neueste Modell hatte.

Stiefel
BMW Venture Grip

Zuerst gab es ein Hin-und-Her mit der Wahl der entsprechenden Schuhgröße: ich habe normalerweise die 43, vorsichtshalber habe ich 44 bestellt. Das Resultat: zu klein… Mit der Größe 45 war dann alles in Ordnung.

Die Stiefel kommen am Anfang ziemlich steif vor. Aber nach einer Weile wird es viel besser. Sie sind leicht und bequem zu tragen. Das Schalten der Gänge – ein Kinderspiel. Wasserdicht sind sie auch – außer natürlich, wenn man im Wasser über Kniehöhe fährt 😉

Fazit: Sehr zu empfehlen. Nach einem Jahr täglicher Nutzung sind sie immer noch im guten Zustand.

Handschuhe
Rallye GS Handschuhe

Sehr bequem, aber mit einem Minus: nach jedem Regen färben sie sehr ab. Das Auswaschen hilft nicht. Egal wie oft die Handschuhe nass werden: die Hände werden jedes Mal ganz schön bunt. Länger als ein Jahr halten sie nicht.

Touratech Guardo Desert+

Diese Handschuhe hatte ich als Ersatz, habe sie aber nicht zu oft benutzt. Sie sind nicht so bequem wie die Rallye, sie hinterlassen Abdrücke und tun etwas weh bei längeren Fahrten (Nach-Afrika-Erfahrung).

Navigation
Garmin Navigator VI

Ich habe das Navi mit vorinstallierten Karten von Europa gekauft. Diese waren natürlich nutzlos für Afrika. Trotzdem kein Grund dafür, das Gerät abzuschreiben. Die Karten für jedes Land bei Garmin dazu zu kaufen, ist natürlich keine Lösung (viel zu teuer). Es gib aber die Option, die Karten von OpenStreetMap auf dem Gerät zu installiert. Es ist etwas „tricky“, aber machbar. Alle Infos sind unter dem folgenden Link zu finden: http://garmin.openstreetmap.nl

So hatte ich auf meinem Navigator Karten von allen afrikanischen Ländern installiert, die ich bereisen wollte. Die Navigation hat erstaunlich gut funktioniert. Natürlich darf man dem Navi nicht blind vertrauen. Aber die Verbindung Navigator VI + MapsMe + GoogleMap + gesunder Menschenverstand reicht aus.